Manchmal
schlägt einem das Schicksal mitten ins Gesicht. Genau das
muss Heinz G. aus Wanne-Eickel gedacht haben, als er vor etwa
zwei Jahren eine Diagnose von seinem Arzt bekam, die sein Leben
auf dramatische Weise verändert hat - Morbus Parkinson!
Der bis dahin lebenslustige 53jährige war begeisterter
Motorradfahrer, Hobbyzeichner und Bastler, als ihn die Krankheit
mitten aus dem gewohnten Alltag riss. Er erinnert sich: "Bei
mir lief zu der Zeit alles rund. Privat waren meine Frau und
ich schon über 26 Jahre ein Paar, meine Tochter, auf die
ich sehr stolz bin, studierte noch und auch in meinem Beruf
war ich sehr zufrieden." Seit über zwanzig Jahren
war er im Opel Werk Bochum beschäftigt, eine körperlich
anstrengende Tätigkeit, die ihm wie er erzählt, aber
Freude bereitet hat.
"Leider
ist das nun auch vorbei ...", sagt er mit leiser Stimme.
Was ist Morbus Parkinson?
Was
sind die Symptome? Was kommt da auf mich zu? All das waren Fragen,
die Heinz G. von dem Tag an mehr beschäftigen als alles
andere auf dieser Welt. Als er von immer schlimmeren Folgen
wie Lähmungen, Muskelsteifheit, Schluckstörungen oder
Bewegungsunfähigkeit liest, bricht für ihn eine kleine
Welt zusammen. Er erzählt: "Ich wollte nichts mehr
über diese Krankheit erfahren, wollte nicht wissen, was
da vielleicht noch alles auf mich zukommt."
"Südsee
Impressionen" v. Heinz G. (Acryl, 2012)
Aber
es kam noch schlimmer, denn als er in einer Reha-Kur andere
Menschen mit der gleichen Krankheit kennenlernte und mit ansehen
musste, was diese Erkrankung nach sieben oder zehn Jahren aus
Menschen gemacht hat, quälten ihn die ganze Zeit über
immer wieder dieselben Fragen: Bin ich in ein paar Jahren genausoweit?
Wird das alles bei mir genauso verlaufen; werde ich auch so
enden? Niemand wird ihm diese Frage je beantworten können.
Doch dann
passierte etwas, was seine innere Einstellung sehr veränderte.
Er, der sich bis dahin selber immer als "Bedarfs-Christ"
bezeichnete, saß in einer kleinen Kirche und setzte sich
dort mit seinem Schicksal auseinander. Er beschreibt: "Zu
der Zeit waren in der Kirche nur zwei Personen. Der liebe Gott
und ich!
Als ich wieder hinausging, lief dort eine Gruppe geistig und
körperlich behinderter junger Menschen vorbei. Diese jungen
Leute, die es im Leben viel schwieriger haben als ich, wirkten
fröhlich und lustig." - Pause - Dann sagt er: "Da
habe ich erkannt, wie gut es mir geht, und dass es andere Menschen
viel schlimmer getroffen hat als mich. Ich frage mich ob es
Zufall war, dass die jungen Leute genau in dem Moment an der
Kirche vorbei gingen!?
Seinen Lebensmut hat er nicht verloren, seinen Spaß am
Leben ebenfalls nicht. Seine Familie und die wirklich engen
Freunde stehen geschlossen und ganz fest an seiner Seite. "In
schwierigen Zeiten erkennt man, wer wirklich zu Dir steht. "Ich
hab auch ein paar Freunde verloren", erzählt er, "aber
das gehört halt auch dazu."
Nachdem wir eine ganze Zeit geredet haben, werden die Fragen
in meinem Kopf immer mehr, die
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"Landhaus" v. Heinz G. (Acryl, 2012)
ich ihm
noch stellen will. Ich bin begeistert über seine positive
Ausstrahlung, begeistert darüber wie er sich seinem Schicksal
stellt und sich dabei nicht hängen lässt. Am Ende
des Gesprächs lädt er mich noch zu sich nach Hause
ein um mir seine selbst-gemalten Bilder zu zeigen. "
"Nichts Besonderes", sagt er bescheiden. Doch als
ich sein Arbeitszimmer betrete und mir nach und nach seine Werke
ansehe, bleibt mir vor Begeisterung fast die Sprache weg. Diese
Bilder sagen mehr über diesen Mann aus, als all die
tausend Worte, die wir in den Stunden zuvor miteinander geredet
haben. Voller Gefühl und tiefer Leidenschaft mit einem
Mix aus Warmherzigkeit und ohne jede Spur von Größen-wahn
berühren seine Werke mich mitten im Herzen. Mehr noch,
sie haben eine emotionale Ausstrahlung auf mich und geben mir
einen kurzen Einblick in das Seelenleben von Heinz G. aus Wanne-Eickel.
Während er mir zu jedem seiner Bilder die Entstehungsgeschichte
erzählt, merkt er nicht, dass ich vor Begeisterung fast
platze, es mir sogar fast die Tränen in die Augen treibt,
weil es einfach eine Freude ist, ihm zuzuhören.
Seine Krankheit habe ich in diesen Momenten vollkommen vergessen.Am
Ende des Tages bleiben tiefe Eindrücke in meinem Kopf zurück,
die dieser bewunderungs-würdige Mann hinterlassen hat.
Trotz seiner Krankheit denkt er positiv und ist ganz sicher
kein Typ, der aufgibt. Großes hat er noch vor, Pläne
und Ziele für die Zukunft. Jetzt hat er sogar ein Buch
über sein Leben geschrieben. "Ich habe so vieles erlebt,
daraus könnte man glatt eine Serie machen", sagt er
schmunzelnd. Und wer weiß, wenn sein Buch, welches in
zwei Monaten
"Seerosenteich" v. Heinz G. (Acryl, 2012)
erscheint ein
Erfolg wird, könnte er ja schon mal über eine Fortsetzung
nachdenken. Mich jedenfalls hat er überzeugt und ich werde
einer der ersten sein, der sich ein Exemplar seines Buches kaufen
wird.
Heinz G. aus Wanne - Eickel ist in meinen Augen ein Lebenskünstler,
der sich trotz Höhen und Tiefen, trotz schwerer Krankheit
niemals unterkriegen lässt. Wohin sein Weg ihn auch noch
führen wird... |